Motor-/Elektrikschulung bei Volvo-Penta in Kiel

4./5.11.2006

Was machen eigentlich Teuties, wenn die Segelsaison beendet ist? Sie kuscheln sich zu Hause gemütlich ein, sortieren Urlaubsbilder, erzählen von vergangenen Törns und planen schon die Routen für das nächste Jahr…

Aber für eine kleine Gruppe von ihnen (Hans-Reiner, Ulli, Axel und Angela) war das nicht mehr genug. Sie versammelten sich heimlich in der Nähe von Kiel (in der schönsten Unterkunft im Umland mit den nettesten Gastgebern) – um noch etwas Ostseeluft zu schnuppern, Schiffe zu bewundern – und: um an einem Wochenende im November eine neue Winterbeschäftigung zu erlernen: „Motore zerlegen“.

Sie wollten nicht mehr davor stehen, wenn ölverschmierte Menschen mit viel Werkzeugen und geheimnisvollen Gemurmel an dem Inneren der Schiffe herumwerkeln und mit vielen wichtigen Ausdrücken alle anderen in Erstauen versetzen. Ab jetzt soll alles anders werden!!!

Dazu braucht man aber fachkundige Leute, die bereit sind, ihr Wissen mit anderen zu teilen. Einen davon haben wir bei dem Kreuzer-Abteilung gefunden: Herr Walusch.

Mit anderen lerneifrigen, wintermüden Seglern fand ein gemeinsames Treffen im KI-WI-Tower bei Volvo-Penta in Kiel statt, um die Geheimnisse der Schiffsmotoren zum großen Teil zu lüften. In netter Runde wurde viel Wissen über Aufbau von Innen- und Außenborder, Abgassystemen, Schieranlagen, Öl, Kühlsystemen, Kraftstoffanlagen, Ventilen, Einspritzverfahren und vielen mehr vermittelt. Die Öhrchen rauchten! 🙂

Aber durch viel praktisches Anschauungsmaterial, Erfahrungen aus der Praxis, gepaart mit wahren Begebenheiten, war schon der erste Tag eine Runde Sache. Jede Frage wurde ausführlich und geduldig beantwortet.

Ab und zu konnten wir schon Blicke auf die wahren Stars werfen: zwei Volvo-Motoren, die nur darauf warteten, von uns am zweiten Tag fachgerecht auseinander- und wieder zusammengebaut zu werden. Und nach dem ersten Tag fühlten wir uns der Aufgabe auch schon gewachsen.

Wir Teuties kamen zusätzlich zu dem Seminar in den Genuss, Kiel und Umgebung durch unsere Gastgeber Rita und Hans-Reinhard etwas kennen lernen zu dürfen. Das selbst die Sonne vor lauter Freude sich nicht mehr hinter den Wolken halten konnte, muss eigentlich nicht mehr extra erwähnt werden! Neben schönen Spaziergängen am Strand mit abendlicher Lichterkunde, tollem Essen, bekamen wir aber auch Eindrücke von dem Orkan, der sich einige Tage zuvor über die Ostsee hergemacht hatte.

Am nächsten Tag, gestärkt und gut ausgeschlafen, ging es, mit Werkzeug bewaffnet, den Motoren an die Schrauben. Wir durften unser frisch erworbenes Wissen in die Praxis umsetzen: die Montageanleitung fest in der Hand wurden die beiden Volvo-Motoren (2000 / 2040) zerlegt. Unser Ziel: Zylinderkopfdichtung wechseln.

Herrn Walusch als unseren Retter im Ernstfall in der Nähe wissend, ging es zügig in zwei Teams an das Zerlegen: von außen nach innen und immer alles gut kennzeichnen, damit auch der Zusammenbau klappt. Einer aus dem Team war die wichtige Aufgabe übertragen worden, die Montageanleitung zu halten und daraus Schritt für Schritt vortragen zu dürfen. Ja, da kamen bei vielen Herren die Erinnerungen aus vergangenen Bundeswehrtagen wieder hoch: ein Befehlsgeber und viele Befehlsempfänger. Doch wer zu übermütig wurde, bekam einfach mal einen Schraubenschlüssel in die Hand gedrückt und schon waren wir wieder ein Team.

Irgendwie war es doch alles gar nicht so schwer, wie wir es uns am Vortag vorgestellt hatten. Gut geschult, mit dem nötigen Respekt, einigen bereits gewonnenen Erfahrungen aus der Praxis und zusammen im Team, leistet die Zylinderkopfdichtung keinen nennenswerten Widerstand. Der Motor ließ sich gut auseinander und nachher auch wieder zusammen bauen. Alle Schrauben fanden wieder in ihr Gewinde und es kam ein gutes Gefühl bei allen auf. Dieses wurde aber etwas durch die Erkenntnis gedämpft, dass wir in diesem Lehrgang optimale Bedingungen hatten: einen Motor, sauber aufgebaut mit genug Platz zum Schrauben, viele fleißige Hände, keine dunklen Ecken und der Schulungsraum schwankte auch nicht merklich hin und her! 🙂

Doch wurde uns im Seminar die Angst genommen, sich selber auf die Fehlersuche zu begeben und anstehende Wartungsarbeiten nicht ausschließlich durch Fachpersonal erledigen lassen zu müssen. Wir haben viel Know-how für den alltäglichen Umgang mit den Schiffsmotoren vermittelt bekommen und hoffen, dass wir jetzt im Notfall (der hoffentlich niemals eintreten wird) nicht mehr nur kalten Schweiß auf die Stirn bekommen, sondern etwas ruhiger nachdenken und handeln können, um uns aus der misslichen Lage zu befreien und vielleicht noch schlimmere Schäden vermeiden zu können.

Für alle Teuties steht und „Know how“ noch ein kleines technisches Handbuch bereit, damit Ihr Euch auch davon überzeugen könnt, wie viel man versucht hat, uns in diesem Seminar bei zu bringen und was wir davon auch behalten haben. Wir können nur jedem empfehlen, selber mal einen solchen Kurs zu besuchen und die Schrauben „tief fliegen“ zu lassen.

Neben sehr vielen technischen Informationen, praktischen Tipps, netten Anekdoten aus der „Schrauberwelt“ und viel Spaß, haben wir etwas das Gefühl bekommen, dass auch ein Schiffsmotor nur ein Mensch ist und liebevoll gepflegt werden will!

Axel und Angela